„Gefühlt ist es 5 vor 33.“
Genius Loci Weimar inszenierte bereits das Goethehaus, das Bauhausmuseum, das Deutsche Nationaltheater, das ehemalige Gauforum und viele andere Orte aus Weimars bemerkenswerter Vergangenheit. Im Spätsommer, vom 30. August bis 1. September 2024, wurde einer der international bekanntesten Orte Weimars, das 1958 weithin sichtbar auf dem Ettersberg errichtete Mahnmal Buchenwald, für drei Tage illuminiert.
An diesem Festivalwochenende fanden in mehreren Bundesländern, darunter auch in Thüringen, Landtagswahlen statt. Wir können beobachten, dass in ganz Europa, wenn nicht sogar weltweit, schriller Populismus, unterkomplexer Egoismus und geschürte Ressentiments gegenüber den „Anderen“ auf dem Vormarsch sind. Vom aktuellen gesellschaftlichen und politischen Geschehen nicht ganz unberührt sendete daher Genius Loci, Weimar und Thüringen - an diesen Tagen und von diesem Ort aus - eine eindringliche und nicht übersehbare Botschaft, nicht die Vergangenheit und weniger noch die Zukunft aus dem Blick zu verlieren.
Die Audio- Licht- und Videoinstallationen inszenierten die Architektur und die Objekte des Mahnmals, das als Nationaldenkmal der DDR bei Ringgräbern des Konzentrationslagers Buchenwald auf der Südseite des Ettersberges errichtet wurde. Sie versuchten dabei auch, dessen monumentale Tektonik aufzubrechen und den Blick wieder auf die Personen, die Individuen zu lenken. Ein Schwerpunkt war insbesondere die Frage und die Suche nach einer bewussten, verantwortungsvollen und nachhaltigen Erinnerungskultur: gefordert war weniger betretenes Schweigen, vielmehr aufrichtige und sichtbare Anteilnahme. Ein Aufruf zur Empathie, zu gelebter Pluralität und Mut zum Diskurs für eine entschiedene, öffentliche Positionierung.