Gewinner Bastille 2021

"Blessing to Misfortune"

An der Bastille werden die Künstler.innen die Geschichte der jungen Dienstmagd und Kindsmörderin Johanna Catharina Höhn erzählen, die bis zu ihrem Tod durch Enthauptung am 28. November 1783 mit hoher Wahrscheinlichkeit an diesem Ort inhaftiert war. Damit wollen sie auf vergleichbare tragische Geschichten junger Frauen aufmerksam zu machen, die einst aus Verzweiflung und unter großem gesellschaftlichen Druck ihre neugeborenen Kinder ermordeten.

Für ihre Projektion auf die Bastille verwenden die Künstler.innen zusammengesetzte, fassadenartige Panels, ähnlich denen einer Graphic Novel.

Artists

John Tettenborn ist ein in Berlin ansässiger Motion Designer, der sich auf Motion Graphics für Projection Mapping Animationen spezialisiert hat. Er hat eine lange Erfahrung in der Arbeit für Agenturen, vorwiegend mit dem RE:SORB Kollektiv.

Kourtney Ross ist eine in Berlin lebende Komponistin und Violinistin. Sie studierte an der weltbekannten Schule für zeitgenössische Musik, dem Berklee College of Music in Boston (Massachusetts, USA) und hat einen Bachelor of Music in Contemporary Writing and Production.

RE:SORB ist ein Künstlerkollektiv mit Sitz in Berlin. Das Kollektiv hat mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Arbeit für Agenturen, Kunstfestivals und weiteren Kund.innen. Ihre Kunstwerke wurden bereits auf das Brandenburger Tor, das Bundespräsidialamt, die Siegessäule in Berlin, das Bolschoi-Theater in Moskau und den Torre Latinoamericana in Mexiko City projiziert.

Trailer Bastille "Blessing to Misfortune"

Über den Spielort

Den schroffen Charme einer mittelalterlichen Verteidigungsanlage tragen die Mauern des Ensemble Bastille heute noch, genau wie die typisch wilde Tektonik einer über Jahrhunderte gewachsenen Anlage. Die Gebäude werden seit mehr als fünfhundert Jahren ununterbrochen genutzt, über dem Torhaus prangt bis heute das Kurwappen, Zeichen für den ungebrochenen Anspruch der Ernestiner Dynastie auf die Kurwürde, auch lange nachdem diese verloren gegangen war.

Eben dieses Torhaus war auch für lange Zeit das landesherrliche Gerichts- und Verwaltungsgebäude. Im Keller befinden sich die Arresträume, die zum Teil noch heute mit Sitzbänken und Anker-Ösen für die eisernen Fesseln ausgestattet sind. Der prominenteste Gefangene war wohl Johann Sebastian Bach, mit hoher Wahrscheinlichkeit war hier auch die junge Dienstmagd und Kindsmörderin Johanna Catharina Höhn bis zu ihrem Tod durch Enthauptung am 28. November 1783 inhaftiert.

Dieser historische Kriminalfall stellte die noch junge Aufklärung und ihre Protagonisten - insbesondere den frisch in Weimar angekommenen Johann Wolfgang Goethe – mit ihren Ansichten auf eine harte Probe. Vom Fürsten waren für die junge Magd so drakonische Strafen angedacht, dass die Todesstrafe vom Geheimen Consilium als mildere Alternative empfohlen wurde. Die öffentliche Exekution musste von 300 Soldaten vor dem Volkszorn abgesichert werden.

Wie viele Tragödien und Schicksale sich in diesem Ensemble im Lauf der Jahrhunderte abgespielt haben, kann man nur noch vermuten. Auf jeden Fall ist die Hofseite eine überragende Kulisse, um den Betrachter in – wenigstens hierzulande - längst vergangene Zeiten zu entführen und großartig erschauern zu lassen.

Verwendung der Gebäudefotos nur mit Bildnachweis: © Henry Sowinski, Genius Loci Weimar 2021