Den schroffen Charme einer mittelalterlichen Verteidigungsanlage tragen die Mauern des Ensemble Bastille heute noch, genau wie die typisch wilde Tektonik einer über Jahrhunderte gewachsenen Anlage. Die Gebäude werden seit mehr als fünfhundert Jahren ununterbrochen genutzt, über dem Torhaus prangt bis heute das Kurwappen, Zeichen für den ungebrochenen Anspruch der Ernestiner Dynastie auf die Kurwürde, auch lange nachdem diese verloren gegangen war.
Eben dieses Torhaus war auch für lange Zeit das landesherrliche Gerichts- und Verwaltungsgebäude. Im Keller befinden sich die Arresträume, die zum Teil noch heute mit Sitzbänken und Anker-Ösen für die eisernen Fesseln ausgestattet sind. Der prominenteste Gefangene war wohl Johann Sebastian Bach, mit hoher Wahrscheinlichkeit war hier auch die junge Dienstmagd und Kindsmörderin Johanna Catharina Höhn bis zu ihrem Tod durch Enthauptung am 28. November 1783 inhaftiert.
Dieser historische Kriminalfall stellte die noch junge Aufklärung und ihre Protagonisten - insbesondere den frisch in Weimar angekommenen Johann Wolfgang Goethe – mit ihren Ansichten auf eine harte Probe. Vom Fürsten waren für die junge Magd so drakonische Strafen angedacht, dass die Todesstrafe vom Geheimen Consilium als mildere Alternative empfohlen wurde. Die öffentliche Exekution musste von 300 Soldaten vor dem Volkszorn abgesichert werden.
Wie viele Tragödien und Schicksale sich in diesem Ensemble im Lauf der Jahrhunderte abgespielt haben, kann man nur noch vermuten. Auf jeden Fall ist die Hofseite eine überragende Kulisse, um den Betrachter in – wenigstens hierzulande - längst vergangene Zeiten zu entführen und großartig erschauern zu lassen.